Künstler

Radierungen

I. In seinen frühesten Radierungen der Jahre 1960 bis 1963 erarbeitet sich Paul Uwe Dreyer die
Personnage und die Dingwelt für seine damalige Thematik als Abbreviaturen von Mensch und
Ding. Zunächst fasst er seine Arrangements aus Flächen- und Liniengebilden als „Stilleben“,
bis sich schon bald eine architektonische Komponente im Bildaufbau deutlich macht, die von
seiner Frankreichreise 1960 und dem dortigen Studium der Bauornamentik an mittelalterlichen
Fassaden, Portalen und Fenstern geprägt ist.

Stilleben, 1960
Kaltnadel
28 x 22 cm (Platte)
Auflagenhöhe nicht bekannt

Theater, 1962*
Kaltnadel und Roulette
32 x 24,5 cm (Platte)
Auflage: 8 Exemplare

Variationen/Flächen und Variationen, 1962
Kaltnadel und Roulette
24,5 x 31,5 cm (Platte)
Auflage: 5 Exemplare

Gegenwände, 1963
Kaltnadel und Aquatinta
32 x 24,5 cm (Platte)
Auflage: 12 Exemplare

*(vom Künstler irrtümlicherweise im Nachhinein 1965 datiert; in der Literatur von 1963 ist das Entstehungsjahr 1962 belegt)

II. Ab 1964 klären sich Dreyers Kompositionen dahingehend, dass er sie auf wenige Bildele
mente beschränkt und die Formensprache sich mehr und mehr dem Geometrischen annähert.
Horizontale und vertikale Bildpartien erfahren eine auffällige Akzentuierung, was der jetzt do
minierenden Fenster- und Tormotivik entspricht.

Helles Tor, 1964
Kaltnadel, Sandpapier-Aquatinta, Roulette
23,5 x 31,5 cm (Platte)
Auflage: 8 Exemplare

Fenster II, 1964
Kaltnadel, Strichätzung, Aquatinta
24 x 31,5 cm (Platte)
Auflage:
9 Probeexemplare

Großes Tor, 1965
Kaltnadel, Roulette
32 x 24,8 cm (Platte)
Auflage: 10 Exemplare

Ohne Titel, 1965
Strichätzung, Aquatinta
15 x 15 cm (Platte)
Auflage: 20 Exemplare

III. Wenngleich der thematischen Orientierung des Künstlers nach wie vor die Fenster- und
Tormotivik zugrunde liegt, verstärkt sich in der Zeit von 1966 bis 1972 der Abstraktionsgrad
zusehends, so dass die Bezüge zur sichtbaren Welt immer weniger fassbar sind. Ab 1968
lösen Farbradierungen mehr und mehr die vorausgegangenen, wenngleich äußerst nuancier
ten Schwarzweißradierungen ab.

Ohne Titel, 1967
Kaltnadel, Blindprägung
49 x 39 cm (Platte)
Auflage: 65 Exemplare

Ohne Titel, 1968
Strichätzung, Aquatinta
34,5 x 37,5 cm (Platte)
Auflage: 50 Exemplare

Ohne Titel, 1972
Strichätzung Aquatinta
9 x 8 cm (Platte)
Auflage: 50 Exemplare

Ohne Titel, 1972
Strichätzung Aquatinta
23 x 19,5 cm (Platte)
Auflage: 20 Exemplare

IV. Für die Jahre 1973 und 1974 sind keine Radierungen im Werk des Künstlers belegt. Nach
dieser Zäsur definiert er, wie zeitlich parallel dazu in seinen Zeichnungen, mittels perspektivisch
angelegter Flächen und signetartiger Richtungsfaktoren bildräumliche Verhältnisse.

Vignette für Baden-Baden, 1975
Strichätzung, Aquatinta
25,5 x 20 cm (Blatt)
Auflage: 30 Exemplare

Forma obliqua, 1979
Aquatinta, Strichätzung
10 x 10 cm (Platte)
Auflage: wenige e.a.-Exemplare

Ohne Titel, 1979
Strichätzung, Aquatinta
54 x 76 cm (Blatt)
Auflage: 15 Exemplare

Drei Stücke, 1981
Aquatinta
29,7 x 39,5 cm (Platte)
Auflage: 10 Exemplare

V. Paul Uwe Dreyers Aquatinten in Verbindung mit Kompositionspartien im Blinddruck sind
Meisterwerke der Radiertechnik. Das Diaphane der aufeinandertreffenden Farbflächen ver
mittelt bereits in der Zeit zwischen 1983 und 1986 optisch den Übergang von der Zweidimen
sionalität in die Dreidimensionalität. Verleihen die hervortretenden, dunkeltonigen Konturen
dem Sujet zum einen eine markante Struktur, ergibt sich durch sie zum anderen ein räumlicher
Zusammenhang vermeintlich transparenter Körper im Bildraum. Die Zonen der Blindprägung
haben dabei für die Raumwirkung den gleichen Stellenwert wie die farbigen Flächenzonen.

Ohne Titel, 1983
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
75,5 x 70 cm (Blatt)
Auflage: 25 Exemplare

Ohne Titel, 1984
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
28 x 24,9 cm (Blatt)
Auflage: 20 Exemplare

Architekturformen I
(von 4), 1986

Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
69,5 x 65 cm (Blatt)
Auflage: 15 Exemplare

Architekturformen III
(von 4), 1986

Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
69,5 x 65 cm (Blatt)
Auflage: 15 Exemplare

VI. Für die letzten acht Radierungen, die noch zwischen 1988 und 2001 entstehen – danach
sind keine Radierungen mehr im Werk des Künstlers nachweisbar – behält Paul Uwe Dreyer
das Kompositionsprinzip der vorausgegangen Werkphase in dieser Technik bei. In der An
ordnung der Bildelemente allerdings spricht jetzt eine deutlich poetische Note mit und der
Dualismus zwischen zweidimensionaler und dreidimensionaler Lesbarkeit der Sujets steigert
sich mit zunehmender Imaginationskraft des bildräumlich Möglichen.

Ohne Titel, 1989
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
76,4 x 57,5 cm (Blatt)
Auflage: 25 Exemplare

Ohne Titel, 1990
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
57 x 69,8 cm (Blatt)
Auflage: 30 Exemplare

Ohne Titel, 1993
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
48,4 x 37,6 cm (Blatt)
Auflage: 25 Exemplare

Ohne Titel, 2001
Strichätzung, Aquatinta, Blindprägung
53 x 58,7 cm (Blatt)
Auflage: 40 Exemplare